Verblichene Idyllen Gebr. Mann Verlag, Berlin 1996
"Brunner … geht (es) …nicht um eine ideologische Verurteilung bildungsbürgerlicher Phantasmen. Er betrachtet die Wandbilder vielmehr als sprechendes Phänomen eines repräsentationsbedürftigen städtischen Bürgertums, das sich statt in der Gestaltung einer Villa nun in der Ausstattung eines Mietshauses zum Ausdruck bringen muss. In dieser neuen Wohnform galt es, die unterschiedlichen Standards zusammenzubringen und soziales Gefälle zu glätten. Hier hatten die Wandbilder durchaus befriedende Funktionen: Wer sich eine Reise in die Berge nicht leisten konnte, dem blieb immer noch das Alpenglühen auf der Brandwand." -Beate Söntgen, Buchbesprechung, Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Wandbilder der Belle Époque in europäischen Wohn- und Geschäfts-Häusern Deutscher Kunstverlag, Berlin-München 2011
Wandbilder hatten um 1900 von Paris bis Odessa, von Lissabon bis Moskau eine Hochkonjunktur. Durch sie äußert sich eine wahre Bilderlust, die heute nicht mehr denkbar aber erinnerungswert ist. Fassaden, Eingangsbereiche, Treppenhäuser und Innenhöfe der Wohn- und Geschäftshäuser galten als Visitenkarte der stolzen Bauherren und waren auch mithilfe von Wandbildern für Bewohner und Besucher festliche Einstimmung in die Immobilie. Neben den großen Erfindungen, der industriellen Dynamik und wirtschaftlichen Prosperität war die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts auch die Zeit des repräsentativ inszenierten, multifunktionalen und sozialintegrativen Städtebaus und einer Baukultur, die eine Vielfalt an bautechnischen und baugestalterischen Leistungen hervorbrachte. Sie prägen noch heute qualitativ und quantitativ die europäischen Städte. Dennoch zeigt sich nur noch ein spärlicher Rest der Wandbilder und in Osteuropa ist der noch erhaltene Bestand dieses kulturellen Erbes durch wachsenden Veränderungsdruck stark gefährdet
Einleitung zu: Hauswände statt Leinwände, Berliner Wandbilder Norbert und Melanie Martins, Berlin 2012
Seit das erste Wandbild 1975 in Berlin das Stadtbild veränderte, sind rund 800 Wandbilder entstanden - viele aber schon wieder verschwunden. Wandbilder stehen nicht unter Denkmalschutz und sind Kunstwerke auf Zeit. Wandmalerei hat in beiden Teilen der Stadt seine Geschichte. Nach der Wiedervereinigung verschmolzen die Tendenzen und Ansätze zu einem gemeinsamen Prozess, der bis heute eine Vielzahl an Werken hervorbringt und die Vielfältigkeit des künstlerischen Lebens in der Stadt widerspiegelt.